Urintherapie Eigenharntherapie
Die Urintherapie oder auch Eigenharntherapie wird in der alternativen Medizin von Heilpraktikern als sinnvoll betrachtet und ihre Anwendung empfohlen. Dabei wird dem Patienten aufgetragen, einen Teil seines morgendlichen Urins zu trinken. Alternative Darreichungsformen sind das Spritzen sowie das Autragen auf die Haut.
Eine entsprechende Behandlung stammt aus der Antike und wurde gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts erneut entdeckt, als der britische Buchautor John W. Armstrong einen angeblichen Heilerfolg gegen eine als unheilbar diagnostizierte Tuberkulose-Erkrankung beschrieb. Da er jedoch außer seinem eigenen Urin und Wasser keine weitere Nahrung aufgenommen hatte, lässt sich der Heilungserfolg auch auf das Heilfasten zurückführen. In Deutschland wurde die entsprechende Therapie durch ein Buch der Sportjournalistin Carmen Thomas bekannt.
Urintherapie in der Bibel?
Als besonders problematisch ist die Ableitung der Urintherapie mittels einer schlecht übersetzten und missverstandenen Bibelstelle zu bewerten. Die Aufforderung, Wasser aus der eigenen Quelle zu trinken, lässt sich im Kontext der Bibelstelle Sprühe Kapitel 5, Vers 15 eindeutig dahingehend interpretieren, dass Männer vor Affären mit fremden Frauen gewarnt werden. Eine Aufforderung, den eigenen Urin zu trinken, lässt sich nur unter vollständiger Nichtberücksichtigung des hebräischen Textes sowie des gesamten Kontextes aus der von John W. Armstrong zitierten Bibelstelle ableiten.
Urintherapie bei Infektionskrankheiten, Gelbsucht und Erkrankung der Haut
Die Vertreter einer Eigenharnbehandlung empfehlen die Methode für Infektionskrankheiten wie Masern und Mumps ebenso wie zur Behandlung von Gelbsucht und Hautkrankheiten. Des Weiteren sollen durch Fehlleistungen des Immunsystems ausgelöste Erkrankungen wie der Heuschnupfen oder das Asthma durch die Einnahme des eigenen Urins geheilt werden können. Die Methode soll auch gegen weitere allergisch bedingte Krankheiten helfen und Allergien sogar bekämpfen können.
Urintherapie auf Haut bei Sonnenbrand, Schuppenflechte und Neurodermitis
Die äußere Anwendung soll bei Sonnenbrand, Schuppenflechte und Neurodermitis ebenso wie bei Warzen helfen. Als Gegenanzeigen für eine Eigenurintherapie gelten Diabetes, Funktionsstörungen der Harnwege, Krebserkrankungen, Bluthochdruck, Tuberkulose, akute fiebrige Erkrankungen sowie eine Überfunktion der Schilddrüse. Mit Ausnahme der Spritztherapie entstehen bei einer Einnahme des eigenen Urins keine Kosten, so dass die nicht erfolgende Kostenübernahme durch alle gesetzliche und die meisten privaten Krankenkassen kein Hinderungsgrund für eine entsprechende Behandlung darstellt.
Kritik der Eigenharntherapie
Die Eigenharntherapie ist auch in der Naturheilkunde umstritten und wird von vielen Heilpraktikern abgelehnt. Als Grund für die Ablehnung wird in der Regel angegeben, dass es sich beim Urin um die Ausscheidung des Körpers handelt, welche exakt die von diesem nicht verwertbaren Stoffe enthält, so dass die erneute Zuführung des Urins sinnlos ist. Daneben besteht bei einer sehr großen Anzahl Menschen ein nicht zu übersehender Ekelfaktor, welcher bereits bei der Vorstellung, den eigenen Urin zu trinken, einen Brechreiz auslöst.
Nebenwirkungen der Eigenurintherapie
Dass Urin bei einer äußerlichen Anwendung tatsächlich die Wundheilung scheinbar fördern kann, beruht auf dem hohen Gehalt an Harnstoff, die gleichzeitig vorhandenen Bakterien können jedoch sehr leicht eine schwerwiegende Entzündung der Wunde hervorrufen. Die Wirkung von Harnstoff gegen einige Hautunreinheiten ist ebenfalls sowohl in der Naturheilkunde als auch seitens der Schulmedizin anerkannt. Aus hygienischen Gründen sollte jedoch keimfreier synthetisch hergestellter Harnstoff zur Anwendung kommen.